Salz. Auf der Suche nach Begebenheiten aus Vereinsvergangenheit sitzen wir am Pfingstsonntag im Seniorenpflegeheim „Am Kurpark“ mit unserem früheren stellvertretenden Vorsitzenden Willi Straub (84 Jahre) sowie dessen Ehefrau Lydia zusammen. Letztere lässt dabei keine Zweifel daran, dass wir in ihrem Gatten einen probaten Gesprächspartner gefunden haben. Konkret: „Man hätte ihm manchmal am besten gleich sein Bett auf den Sportplatz stellen sollen. Dort ist er ja teilweise mehr als daheim gewesen. Was habe ich auch selbst alles an Kuchen für den Verein gebacken?“

Als Gründungsmitglied der DJK Salz zählte Will Straub bereits zu jenen Fußball-Pionieren der Gemeinde, die als „SV Salz“ ab 1946 im Bereich des heutigen Mühlbacher Flugplatzes dem runden Leder nachjagten. Auf einem Fußballplatz der Marke „Eigenbau“ mit selbst aus Holzbalken zusammengezimmerten Toren und Fußballschuhen, die noch in Eigenregie „beschlagen“ worden seien. „Es hat damals ja nichts gegeben. Weder Fußballschuhe noch Turnschuhe“, so dass selbst man mit Hammer und Nagel unter normales Schuhwerk Stollen für einen besseren Halt angebracht habe. „Und wenn der Nagel nicht richtig gebogen war, hat man ihn im Zeh gehabt.“

Letztlich habe man im SV Salz nur ein wenig „rumgebolzt. Mit einem Ball, bei dem die Spieler heute umfallen würden, wenn sie den an den Kopf bekämen“ – was die Sälzer Idealisten jedoch nicht davon abhielt, auch ein Kopfballpendel zu konstruieren. „Wir haben damals gegen Niederlauer, Brendlorenzen, Großbardorf, Bastheim, Ober- und Unterelsbach, Wegfurt, Schönau, Strahlungen oder auch Burglauer in der niedrigsten Klasse gespielt, als es die Ligen in ihrer heutigen Form so noch nicht gegeben hat.“

Große Initiatoren des jetzigen DJK-Sportvereins seien dann Aquilin Kiessner, Hans Kümpel, Heribert Fringes und Josef Koch gewesen, wobei Aquilin Kiessner („er war der große Mann und nix anderes; er hat aber auch mit seinem Haus für meinem Kenntnisstand nach 45.000 Mark gebürgt“) aufgrund seiner christlichen Einstellung immer einen DJK-Verein gefordert habe. „Ohne ihn wäre es auch kaum zur Gründung des Vereins gekommen“, der sein Zuhause zunächst einmal auf einem Grundstück an der B19 hatte. Das immer wieder von Überschwemmungen heimgesuchte Geläufe könne man auch als „Kampfbahn rote Erde“ bezeichnen, welche aus der Rhön herbeigeschafft worden sei.

„Unseren Vereinsraum, in dem die Mannschaftsbesprechungen durchgeführt wurden, hatten wir im Nebenzimmer der Bayern Bräu.“ Beim dortigen Gastronom „Ferdl“ Koob habe man für jedes Spiel grundsätzlich fünf Kästen Bier geordert, während die Bratwürste von der damaligen Metzgerei Katzenberger (heute Metzgerei Müller) bezogen und die Brötchen von Oskar Büttner gebacken worden seien. „Bei der Fahnenweihe (1962) haben wir sage und schreibe 3.500 Bratwürste verkauft. Und das ist nicht gelogen, weil ich sie selbst gebraten habe.“

Überhaupt sei es eine schöne Zeit an der Ebersbacher Kreuzung gewesen, obwohl die dortige Infrastruktur doch stark zu wünschen übrig ließ. So sei Trinkwasser in einem großen neuen Fass der Firma Sebald per Bulldog von Josef Limpert herbeigekarrt worden. Auch auf die Quelle am „goldenen Brunnen“ habe man insoweit gerne zurückgegriffen. In punkto Stromversorgung habe eine Kooperation mit der benachbarten Bar von Kurt Abicht bestanden, der „viel für uns gemacht“ habe. Ebenso wie der frühere Spieler des VfL Bad Neustadt Hans Seidel, welcher den Übungsleiter-Part bei den bis dahin trainerlosen Kickern übernahm.

Die ganz großen sportlichen Erfolge sollten sich trotz des Engagements und Talents eines Berthold Schwarz, Heinz Arnold, Erich Moret, Hansi Cornely oder auch Wolfgang Becher jedoch nicht einstellen. „Wir hatten damals auch Mühlbacher Spieler wie die Veit-Brüder oder Fred Hartmann, nachdem es zu dieser Zeit dort noch keinen eigenen Sportverein gab. Aus dem Don-Bosco-Heim kamen ebenfalls welche“, da insbesondere auch Aquilin Kiessner äußerst ambitioniert ausgerichtet gewesen sei – was jedoch auch zu Frust bei dem ein oder anderen weniger berücksichtigten Eigengewächs geführt habe.

Hoch hinaus ging`s dann jedenfalls im Zuge der Flurbereinigung mit dem Neubau des Sportgeländes auf dem Grasberg, der insoweit jedoch nur die zweite Wahl darstellte. Schließlich sollte eigentlich ein Umzug in den Bereich der Schrebergärten in den Saalewiesen stattfinden, der jedoch nicht bewerkstelligt werden konnte. Anders als das großzügige Sportgelände am Hirtshorn, das unter anderem mit einer Hochsprunganlage und einer Aschenbahn versehen wurde. Angelegt unter Mithilfe der US-amerikanischen Streitkräfte vom Bad Neustädter Bauunternehmer Willi Müller, der bereits zu den treibenden Kräften des Vorgängervereins gezählt hatte. „Die Masten für das Licht haben wir uns von der der Mühlbacher Luitpold-Höh‘ geholt, nachdem die dort einfach so rumlagen.“

„Das ist richtig fortschrittlich bzw. sogar eine Sensation gewesen. Ich werde auch nie vergessen, wie mich mal jemand aus der Braunschweiger Gegend angesprochen hat, wie so ein kleiner Verein solch eine tolle Anlage haben kann und solch engagierte Mitarbeiter“, als ich gerade Spießbraten und Eisbein zubereitet habe“, berichtet Willi Straub, bei dem seinerzeit als ehrenamtlicher Küchenchef der vom VfL Bad Neustadt übernommenen Sportheim-„Baracke“ auch nach Mitternacht noch Hähnchen, Kesselfleisch oder Fisch geordert werden konnte. „Das waren fantastische Abende. Es ist richtig was los gewesen.“ Nicht zuletzt bei den Faschingsveranstaltungen (mit dem VfL-Kapellentrio), deren Rituale beim örtlichen Geistlichen mitunter jedoch nicht so gut ankommen sollten. „Horst Ehret hat beim Kehraus beispielsweise als Pfarrer Weihwasser mit einer Abort-Bürste verspritzt. Das ging bis nach Würzburg, wo gesagt wurde, dass wir das nicht mehr dürfen.“

Aus dieser Zeit der knappen finanziellen Mittel hat Willi Straub auch noch den Tipp eines Insiders in Erinnerung, zwecks Akquirierung von Zuschüssen idealerweise Platz für das Aufstellen einer Tischtennis-Platte zu schaffen – was man dann auch getan habe. Hinsichtlich der Verwendung der entsprechenden Fördergelder sei man sich dann aber uneins gewesen. Ebenso wie mit den Schützen, die der Überlieferung nach eine Verlagerung des Schießstandes auf das Sportgelände ins Kalkül zogen und auch Pläne für eine Aufstockung des Schützenhauses zwecks dortiger Beheimatung der DJK in der Schublade gehabt haben sollen.

Auch die zwischenzeitlich in den Verein integrierte Musikkapelle habe in jenen Tagen lieber ihre Eigenständigkeit gesucht, womit gleichzeitig die Ausrichtung entsprechender Musikfeste durch die DJK zu Ende gegangen sei. Dafür habe man mit Wilhelm Mons, Reiner Chlebowy oder Bernhard Müller plötzlich ein Fußballteam gestellt, das auf dem Sprung in die damalige A-Klasse bzw. heutige Kreisliga gewesen sei. „Dann kam aber der Einbruch und sie sind abgestiegen“, erinnert sich Willi Straub. Um in diesem Zusammenhang auch auf die „Knochenarbeit“ einzugehen, die im Rahmen der Anlage des Rasenspielfeldes geleistet wurde. „Vier Drainage-Gräben – alles per Hand.“ Eine langatmige Angelegenheit, die sich auch auf die Moral der Helfer ausgewirkt habe.

An dieser Stelle des kurzweiligen Gespräches verrät uns Willi Straub auch, dass beim Einweihungsspiel des neuen Sälzer Sportgeländes Ende der 60er Jahre zwischen dem VfL Bad Neustadt und dem damaligen deutschen Meister 1. FC Nürnberg eine dahingehende Abrede mit den „Neuschtern“ bestanden habe, dass der Eintritt an den VfL und die Einnahmen aus der Verköstigung an Salz gehen. Bei rund 4.000 Zuschauern eine erquickliche Finanzspritze. „Als die gemerkt haben, dass wir da ein schönes Geschäft machen, wollten sie auch noch einmal nachverhandeln. Aber dem habe ich gleich einen Riegel vorgeschoben.“

Zur Zeit ist Willi Straub („vor allem auch das Hähnchen-Grillen war eine gute Idee“) „richtig stolz“ auf seinen Verein, der in früheren Jahren wohl mitunter darunter gelitten habe, dass die Viehzucht in der Gemeinde einen großen Stellenwert besessen habe und Bürger „nicht so für Fußball gewesen“ seien. Der gelernte Metzger, dessen Familie mit unserem heutigen Fußballabteilungsleiter Volker Straub an der Spitze zwei Söhne, drei Enkelkinder und zwei Urenkel zählt, habe derweil nach eigenem Bekunden als Idealist „für den Verein gelebt“. Als Anhänger des FC 05 Schweinfurt sowie 1. FC Nürnberg weiß Willi Straub zudem: „Wichtig ist vor allem der Zusammenhalt.“ Idealerweise noch in Verbindung mit einem „guten Sponsor“, nachdem entsprechende finanzielle Möglichkeiten regelmäßig auch einen größeren Erfolg versprächen.