Wenn ich von Anfängern manchmal gefragt werde wie ich das Spielen gelernt habe, dann sage ich immer: "Alleine am Tisch". Es folgen dann meistens etwas unglaubwürdige Blicke. Tatsächlich lernt man richtig gutes Tischfußball-Spielen nur, wenn man alleine und ausdauernd am Tisch steht. Viele Aktionen, die sehr schnell gespielt werden, folgen dabei dem Prinzip des Muskelgedächtnisses. Man reagiert also nicht mehr bewusst/visuell auf beispielsweise ein Zuspiel von der 5er-Reihe auf die 3er-Reihe, sondern die Muskeln merken sich sozusagen wie weit sie "ausfahren" müssen um einen Pass noch zu fangen. Das heißt, um beim Passspiel als Beispiel zu bleiben, nur durch unendlich viele Wiederholungen stellt sich ein Ablauf ein, der es zulässt schnelle Pässe zu fangen.

So legt man sich beim Passen den Ball immer an die selbe Stelle und spielt ca. 50 bis 100 Mal auf die gleiche Art und Weise auf die Stürmerreihe ab. Im Spiel, wenn es dann ernst wird, kommen diese Pässe "automatisch", also aus dem Muskelgedächtnis. Man "schaut" sozusagen nicht mehr wo der Ball ankommt sondern stellt seine Figuren instinktiv und automatisch an die richtige Stelle, und das mit hoher Geschwindigkeit.

Ein sehr großes Problem beim Alleine-Trainieren ist die Tatsache, dass man nie weiß, ob man die Dinge richtig ausführt. Bei einem sogenannten Brush-Pass beispielsweise gehören verschiedenste Elemente zur perfekten Ausführung: Positionen der Hände an 5er- und 3er-Reihe, lockerer Griff auf der 3er-Reihe (um die Bälle nicht wieder zu verlieren), richtige Ballgeschwindigkeit und -position zum Abspiel, Abstand des Figurfußes zum Ball, etc. Das Muskelgedächtnis lernt leider in beide Richtungen, weswegen man sich auch leicht Fehler antrainieren kann, die dann nur schwer wieder aus dem System zu bekommen sind.

Und genau deswegen wurde die Tischfußballabteilung der DJK Salz aktiv und kreativ in Zeiten des Social Distancing. Nachdem bereits ein großer Teil der Salzstangen einen eigenen Tisch zum Trainieren zuhause besitzt, haben sich die Tischfußballer gemeinsam per Skype zusammengeschaltet um zu Trainieren. Das schöne dabei: Man ist mit den angesprochenen Unsicherheiten beim Training zu Hause nicht alleine. So wurden gestern viele Fragen nach Handhaltung, Techniken, etc. gestellt, die per Bild und Ton beantwortet wurden. Auch konnte jeder seine eigenen Trainingsmethoden und -ansätze teilen, wie zum Beispiel das Anfertigen von Schablonen um die Abwehr beim Torschusstraining richtig zu positionieren. Zu guter Letzt gab es noch ein paar Challengens, beispielsweise wer es schafft mit dem Torwart am nächsten zum Mittelpunkt zu passen (quasi Tischfußball-Curling). Neben viel Lachen floßen auch jede Menge Informationen, so dass das Training ein voller Erfolg war und zeitnah wieder stattfinden wird.