Viel Kultur und noch mehr steile Hügel im Odenwald
Von Dietrich Haase
Von langer Hand vorbereitet und planerisch bis ins letzte Detail ausgearbeitet, hatte Manfred Stier eine viertägige Kultur- und Wandertour in seine ehemalige Heimat, im Raum Odenwald und Bergstraße.
So machten sich die Seniorensportler „50 plus“ der DJK Salz frohgemut und voller Erwartungen auf den Weg. Der erste Tag war überwiegend der Kultur gewidmet und weniger dem Wandern. Die Wallfahrtskirche „Zum heiligen Blut“ in Walldürn war das erste Ziel. Die weithin bekannte Wallfahrtskirche mit dem Blutaltar und dem in einem Silberschrein aufbewahrten 675 Jahre alten Leinentuch (Unterlage für Kelch und Hostie) wurde nach 30-jähriger Bauzeit im Barockstil im Jahr 1728 von Kurfürst und Erzbischof Lothar Franz von Schönborn eingeweiht. Für die Besucher eine Augenweide und ein Ort der Besinnung. Ein kurzer Abstecher führte zum Amorsbrunn. Er entspringt in einer kleinen Kapelle, die dem Heiligen Amor geweiht ist. Dieser hat die vorchristliche Kultstätte verchristlicht.
Das Wasser der Quelle soll heilende Kräfte besitzen. In Michelstadt wurde die Gruppe von Hubert Hey, der aus der Rhön stammt und bei der Sparkasse Bad Neustadt beschäftigt war, empfangen. Der rüstige 87-Jährige ist dort wohnhaft und hatte es ich nicht nehmen lassen, die Sportler durch die Stadt zu führen. Ein weiterer kultureller Halt im schönen Städtchen Erbach und dann in Lindenfels, wohin man über die Siegfriedstraße gelangte, schlossen sich an. In Lindenfels wartete bereits ein historisch gekleidetes Ehepaar, um die Führung auf die Burg Lindenfels zu übernehmen. Dann aber ging es über die Nibelungenstraße zum Ziel Bensheim, wo man in einem Hotel Quartier nahm. Wer geglaubt hatte, dass nun der gemütliche Teil des Tages anbricht, hatte sich getäuscht. Vor dem Hotel stand bereits eine Stadtführerin, die nicht nur mit Wissenswertem über Bensheim aufwartete, sondern auch mit einem guten Rheinhessen. So wurde die Stadtführung, welche Marlies ganz unkonventionell und mit viel Humor und Frohsinn gepaart, gestaltete, zu einem echten Erlebnis. Wo gibt es schon einen guten Tropfen Wein im Rahmen einer Stadtführung? Bensheim offenbarte sich als ein liebenswertes Städtchen mit historischen Fachwerkhäusern, Denkmälern und Brunnen. Leider fielen kurz vor Kriegsende zahlreiche alte Häuser einem Luftangriff zum Opfer. Im Jahr 765 wurde Bensheim erstmals urkundlich erwähnt.
Gut ausgerüstet brach man am nächsten Tag zu einer Tageswanderung auf, ohne zu wissen, was an körperlicher Anstrengung bewältigt werden musste. Gefahren wurde bis zum Höllenberg. Dann ging es los. Immer steil bergauf, die Rhön hat selten solch beschwerliche Aufstiege. Man kam kräftig ins Schwitzen, obwohl überwiegend schöne Buchenwälder durchwandert wurden. Nach einer Pause in der imposanten Burgruine Auerbacher Schloss erreichten die 20 Aufrechten das Ziel, den Melibokus bei Zwingenberg. 517 Meter hoch, ist er der markanteste Berg im Odenwald. Die Mühe hatte sich gelohnt, denn von hier aus bot sich ein herrlicher Rundblick in die Rheinebene und den Odenwald. Der Abstieg sollte sich nicht leichter gestalten. Ein ständiges Auf und Ab auf dem beschwerlichen Nibelungensteig trieb den Schweiß nicht nur auf die Stirn. Herrliche Täler, Bergkuppen und verträumte Dörfer lagen auf dem Weg und boten ein eindrucksvolles Panorama. Dann wurde das zweite Tagesziel erreicht, das wohl einmalige Felsenmeer, welches sich bis hinunter nach Reichenbach erstreckt. Über 500 Millionen Jahre alt sollen die riesigen Steine, von Steinmetzen als Felsberg-Granit bezeichnet, sein. Römer, und auch danach einheimische Steinmetze, verwendeten das Material für ihre Arbeiten. Eine 27 Tonnen schwere Säule, dereinst von Römern bearbeitet, konnte nicht abtransportiert werden und ist jetzt eine besondere Sehenswürdigkeit. Heute ist das Felsenmeer ein beliebtes Naherholungsziel und für Sportler eine Herausforderung. Informationen gibt es im Geopark – Informationszentrum.
Auch der dritte Tag sollte sich als nicht minder beschwerlich erweisen, was die zu durchwandernde hügelige Landschaft betraf. Über das Seidenbacher Eck ging es nach Scheuerberg. Dort wurde während der verdienten Ruhepause ein einheimisches Gericht serviert: Kochkäse mit Musik und Äppelwoi. Mögliche Nachwirkungen dieser Mahlzeit waren dann in der freien Natur nur von geringer Bedeutung. Ein weiteres Ziel war die Starkenburg, oberhalb der Kreisstadt Heppenheim. Auch von hier belohnte die Wanderer ein herrlicher Blick in die Landschaft und auf die Stadt. Abwärts ging es dann durch die Weinberge in die historische Altstadt mit ihrem schönen Marktplatz. Zwei bekannte Persönlichkeiten sollten nicht unerwähnt bleiben. Der berühmte Forscher und Chemiker Justus von Liebig arbeitete am Marktplatz in einer Apotheke. Und natürlich Sebastian Vettel, Rennfahrer und mehrmaliger Formel eins Weltmeister, ist ein Heppenheimer Bub.
Heidelberg, die viel besungene Stadt, welche zahlreiche Maler und Dichter fasziniert und inspiriert hat, war auf der Rückfahrt nach Salz das letzte Ziel. Noch einmal musste die Gruppe einen etwas beschwerlichen Anstieg vornehmen, um auf den Heiligenberg zu gelangen. Dort befindet sich oberhalb des anderen Neckarufers, gegenüber dem Heidelberger Schloss, der Philosophenweg. Vorbei am Philosophengärtchen, sowie an Hölderlin- und Eichendorf-Gedenksteinen, verläuft der Weg auf der Höhe und bietet einen wunderbaren Blick auf das Schloss, den Neckar und die Altstadt. Unten angekommen war dann der Aufstieg zum Schloss der der wirklich letzte schweißtreibende Höhepunkt der Reise.
Viel Schweiß wurde vergossen, und die Füße taten trotz Wanderschuhen weh. Aber das alles war infolge der faszinierenden Eindrücke, die bei den Wanderungen aufgenommen wurden, schnell vergessen. Das Fazit: Die herrliche Landschaft mit ihren zahlreichen Burgen und historischen Gemeinden in Odenwald und an der Bergstraße ist allemal eine Reise wert. Vor allem für Wanderer, aber auch für Montainbiker, die hier anspruchsvolle ausgewiesene Touren vorfinden. Nicht zuletzt sollte auch noch die Gastronomie erwähnt werden mit ihren deftigen Angeboten und gemütlichen Gaststätten und Biergärten.
Das Felsenmeer im Odenwald ist der Sage nach durch den Streit von zwei Riesen entstanden, die sich mit Felsbrocken beworfen haben. Auf einigen dieser Felsbrocken hat sich die Seniorensportgruppe „50 plus“ der DJK Salz gewagt, was dieses Foto beweist.
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