Bad Neustadt-Herschfeld/Prag (gufi). Beruflich kann man Dr. Vitali Schmitkel gemeinhin in der Bad Neustadtädter Rederstraße antreffen, wo er in seinem Büro Rechtsgeschäfte beglaubigt und beurkundet. Der 39-jährige Notar ist allerdings nicht nur Jurist mit Leib und Seele, sondern auch ein passionierter Fußballspieler. Seit knapp einem Monat grüßt der zweifache Familienvater sogar als deutscher Nationalspieler, auch wenn man ihn in Joachim Löws WM-Kader vergeblich sucht.

„Ich bin Ende Mai bei der Europameisterschaft der Notare in Prag im Einsatz gewesen“, berichtet der AH-Kicker des SV Herschfeld, der schon während seiner Kinder- und Jugendzeit am Schwarzen Meer gerne dem runden Leder hinterherjagte. Als Schmitkel im Alter von 16 Jahren nach Regensburg übersiedelte, wurde sportlich im Aktiven-Alter vorübergehend etwas kürzer getreten. Doch seit seinem Umzug in die Rhön anno 2009 schnürt er dank des Sälzer „Freizeit-Kicks“ sowie der Herschfelder „Alte Herren“ nunmehr wieder verstärkt die Fußballstiefel.

„Und heuer habe ich mich auch stark genug für die Nationalmannschaft gefühlt“, so Schmitkel, der als ballversierter und abgeklärter Stratege auf dem Spielfeld gilt. Folglich bewarb er sich erstmals für einen Einsatz bei den kontinentalen Titelkämpfen der Notare in der Tschechischen Republik, welche auf dem Trainingsgelände des Renommierklubs Sparta Prag über die Bühne gingen. Einem größeren Auswahlverfahren oder gar Probetrainings habe er sich dabei nicht unterziehen müssen. „Man wird bereits bei der Einstellung in den Notardienst danach gefragt, ob man Fußball spielt. Letztlich wohnen die Teammitglieder auch viel zu weit verstreut, um regelmäßig zu trainieren.“

Von Nürnberg aus ging’s dann gemeinsam mit Ehefrau Elena sowie den beiden Kindern Laura (8) und Arthur (6) per Mannschaftsbus in die tschechische Landeshauptstadt, wo alle acht teilnehmenden Mannschaften im gleichen Hotel logierten. In diesem waren auch immer wieder lautstarke Schlachtgesänge der einzelnen Teams zu vernehmen, die sich vor allem an den kurzweiligen gemeinsamen Abenden heftig verbal duellierten. „Ein tolles Erlebnis“, schwärmt Schmitkel, dessen Tochter Laura kurzerhand zur deutschen Fahnenträgerin auserkoren wurde.

Im Rahmenprogramm des Turniers gab’s zudem eine Begegnung mit der tschecheslowakischen Fußballlegende Antonin Panenka. Der gebürtige Prager war Mitglied jener CSSR-Auswahl, die sich 1976 durch einen Endspielsieg über Deutschland die Krone bei der seinerzeitigen Fußball-Europameisterschaft aufsetzte. In der denkwürdigen „Final-Nacht von Belgrad“ gelangte Panenka dabei nach dem legendären Fehlschuss von Uli Hoeneß mit dem Verwandeln des entscheidenden Strafstoßes im Elfmeterschießen zu besonderem persönlichen Ruhm. Mit dem pfiffigen „Chip-Ball“ gegen Sepp Maier in die Tormitte war zugleich der „Panenka-Heber“ geboren.

Rein sportlich war der Trip an die Moldau für Vitali Schmitkel von keinem allzu großen Erfolg gekrönt. Schließlich musste sich die deutsche Auswahl unter den acht teilnehmenden Teams am Ende mit Rang sechs begnügen, wobei aber zumindest das Prestige-Duell mit Österreich erfolgreich gestaltet wurde. Für den im zentralen Mittelfeld agierenden Schmitkel war das Turnier dabei aufgrund einer Leistenzerrung bereits nach der ersten Halbzeit des Auftaktspiels gegen die Gastgeber aus der tschechischen Republik beendet. Den Sieg trug letztlich Spanien davon, das den Triumph nach Schmitkel’scher Auskunft „absolut verdient“ gehabt habe.

Der Chef des Bad Neustädter Notariats fiebert jetzt schon der nächstjährigen Auflage des Wettbewerbs im belgischen Lüttich entgegen. Schließlich könne er „so nicht abtreten“. Und Tochter Laura („die Österreicher sind nach dem deutschen Sieg ausgelacht worden“) ist nach eigener Auskunft ja auch schon wieder als Fahnenträgerin fest eingeplant.